2002-11-14 Mainpost

Neue Geheim-Mischung im Gisser kam gut an

FOTO MANFRED ZIRKELBACH

Schönau (ZIR) Es ging wieder turbulent zu bei der Kermes in Schönau, und zwar überall dort, wo die zwölf Kermespaare dieses Jahres ihre Aufwartung machten.

Schon zeitig am Morgen waren die Burschen unterwegs, um den weißblauen Kermesbaam mit einer schönen Fichtenspitze zu zieren. Sie hatten schon Tage vorher darauf geachtet, dass Baam, Kranz oder Fahne nicht abhanden kamen. Dann brachten sie den Baam zur Dorfmitte und mit drei, vier Schüben wurde das Kermes-Symbol per Muskelkraft in die Höhe gestemmt. Die Kermesmädlich und Umstehende sorgten für die Anfeuerung.

Die Kermesmusikanten unter der Leitung von Helmut Zirkelbach hatten sich wieder mit einigen auswärtigen Freunden verstärkt. Andreas Zirkelbach, auch in diesem Jahr der Öwerkermesborsch, bestand in seiner Kermesred darauf, dass der Baam auch nach der Dorfplatzsanierung im nächsten Jahr an seinem angestammten Platz zu stehen hat.

Nach dem anstrengenden Kraftakt durften sich die Kermesleut beim Tanzen wieder Ruhe gönnen. Doch in der Nacht gab es Aufregung: "Onner Kermesbaam wird geklaud"! So schlimm war es dann nicht. Die Ehemaligen aus der Kermesgesellschaft hatten Kermesbaam und Gemeindehaus mit einer langen Schnur verbunden und an die Leine Kleidungsstücke gehängt, die Kermesborsche und -mädlich normalerweise auf blanker Haut tragen. Am Abend waren die Ehemaligen in den Häusern der Paare unterwegs, um für diesen Zweck zu "sammeln".

Beim Kirchgang am nächsten Morgen sah man etliche Schaulustige vor dieser Ausstellung stehen und das Ratespiel, "Was gehört zu Wem?", konnte beginnen.

Nachmittags wurde der Hofroi wie gewohnt zu einem feucht-fröhlichen Erlebnis. Die Burschen spendierten den Mädchen eine Tanztour vor deren Häusern, die Musikanten, Laternen-, Wurscht- und Plootztröwer hatten alle Hände voll zu tun, und Reiner und Otmar versorgten die Kermeseltern mit dem Schluck aus dem Gisser. Diesmal war der aber nicht mit dem traditionellen Hausbock gefüllt, sondern mit einer geheimen Mischung. Da drängte mancher Kermesvodder gleich zwei Mal Richtung Gisser. Auch die Zaungäste wurden versorgt. Der von den Mädchen spendierte Plootz fand an der mobilen Kaffeebar reißend Absatz.

Vor dem Haus des Bürgermeisters erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt, als er das "Super-Kermesherz" für einen ansehnlichen Preis erstand. Der freute sich riesig über "seine" Schönauer Jugend, tanzte wie der berühmte "Lomb om Schdeck" und lud die Kermesgesellschaft schon für nächstes Jahr ein, wenn die ihr "1o-Jähriges der Kermes-Neuzeit" begeht.

Mit dem Göckerschlooch ging die Kermes wieder zu Ende. Stolz präsentierte sich der Kermesgöcker auf der Hand des Fosenochtsvorstandes Walter Beck. Dann mussten die jüngsten Kermesburschen den Topf mit dem Göcker treffen. Beim dritten Mal klappte es.

Unter lautem Geschrei stürzte sich die ganze Gesellschaft auf den Göcker, dem aber nichts geschah. Er dankte es mit einem Mark- und Bein durchdringenden Kikeriki. Beim Kesselfleisch ging es dann noch einmal gemütlich zu und an manchen Tischen wurde über die nächste "Großveranstaltung" in Schönau nachgedacht, die Fosenocht.