2003-11-12 Mainpost

Der Göcker behielt alle Federn

FOTO M. ZIRKELBACH

Schönau (zir) Die Kermes 2003 brachte den dreizehn jungen Tanzpaaren in Schönau diesmal eine richtige Premiere. Zwar ist die Baustelle am und auf dem Dorfplatz wegen der Innerortsanierung noch nicht beendet, aber den Platz um den Standort des Kermesbaumes hatte der Bürgermeister pünktlich zu den drei Festtagen herrichten lassen. Und so konnten diesmal die fränkischen Tänze direkt um den Kermesbaum herum stattfinden.

Gregor und Elisabeth Zirkelbach haben in diesem Jahr den Baum gestiftet, den die Burschen dann am Samstagfrüh fachgerecht fällten, um die Spitze an den in Schönau traditionell in den bayerischen Farben weißblau leuchtenden Kermesbaumstamm anzuschäften.

Pünktlich auf die Minute setzte sich der Kermeszug in Bewegung. In weniger als zehn Minuten hatten die Burschen unter Anfeuerung ihrer Mädels den Baum in die Höhe gebracht. "Ons gehört die Kermes", erklärte die Kermesgesellschaft, Andreas Zirkelbach als Öwerkermesborsch, bereits zum vierten Male in Amt und Würden, hielt zuvor seine "Kermesred" in Reimform. Dabei vergaß er freilich nicht den Bürgermeister und den Gemeinderat über den grünen Klee zu loben für die pünktliche Fertigstellung des Festplatzes.

Dann drehten die ihre Runden um den Baum unter den Klängen der Kolpingkapelle: Walzer, Rheinländer, Schottisch und als "Züpfele" einen flotten Dreher.

Zum Hofroi wurden die Häuser der Kermesmädchen aufgesucht. Da verstärkten sich die Kermespaare mit den notwendigen Hilfskräften. Zur Stärkung und als Dank erhalten die Kermesleut auf den Höfen einen Kuchen und eine Wurscht, wofür die Kermeseltern von Rainer und Ottmar mit einem Schluck aus dem "Gisser" bedient werden.

Und immer wieder feuern sich die Kermesleut gegenseitig an: "Wem gehört die Kermes? Ons gehört se". Der ein oder andere aus der älteren Generation gibt dann auch wieder einen der alten Kermesverse zum Besten: "O mir orme Bauernbörschlich, o mir orme Schluckerlich. Mösse mer widdr Ärdäpfl fress wie die klenne Suckerlich".

Bürgermeister Walter Vey und seine Frau Evi sind begeisterte Kermesleut und freuen sich über den Besuch der Kermesgesellschaft. Sie wurden auch unter großem Beifall mit einem Ehrentanz bedacht. Neben den Jahreslebkuchenherzen lassen die Kermesleut schon seit Jahren ein großes Sonderherz mit den Namen der Kermespaare backen. Das wird dann beim Bürgermeister versteigert. Und es gehört zur Tradition, dass der Bürgermeister dann das endgültige und höchste Gebot unterbreitet.

Am Montagabend waren dann noch einmal alle unterwegs. Der Göckerschlag vor dem Kermesbaum beendet offiziell das Kermestreiben. Drei Burschen werden zum Schlagen auf den großen Tontopf ausgesucht, unter welchem (angeblich) der Göcker versteckt wird. Dem dritten Burschen obliegt die Pflicht, dem Göcker den entscheidenden Schlag zu versetzen. Doch dem wurde, wie immer bei dieser Prozedur, garantiert keine Feder gekrümmt.