2005-11-03 Mainpost

Schlamperer, Schwitzen und viel Spaß

FOTO MANFRED ZIRKELBACH

Ganz schön eng wurde es auf der Tanzfläche, wenn die Schlappeflicker aus Geldersheim beim Fränkischen Tanzabend im Schönauer Kolpingsaal zu Walzer, Rheinländer, Schottisch aufforderten.

Schönau (ZIR) Gestrahlt haben sie alle, die dreizehn Kermesmädchen und -burschen, denn so voll war der Kolpingsaal beim Fränkischen Tanzabend selten. Spitzbübisch kommentierte der neu ins "Amt" gewählte Öwerkermesborsch Christof Stäblein diese Tatsache gegenüber seinen Vorgängern: "Habt ihr halt was falsch gemacht."

Es wurde ein Abend, wie er harmonischer nicht hätte sein können. Das lobte auch Bürgermeister Walter Vey, der sich gern unter dem Jungvolk aufhält und stets einer der ersten ist, wenn der Tanzleiter die nächste Tour ausruft: "Walzer, Rheinländer, Schottisch".

Für Manfred und Michaela Sitzmann aus Oberelsbach ist es bereits das sechste Mal, dass sie als Tanzleiter fungieren: "In Schönau haben wir ein Heimspiel". Souverän führen sie die Polonaise gemeinsam mit Öwerkermesborsch Christof und Partnerin Christiane an. Da sei er schon nervös gewesen, gab der neue Mann an der Spitze der Schönauer Kermes zu.

Aber es standen ihm die fast professionellen Birkenpaare der Geldersheimer Kirmes zur Seite, eine große Anzahl von Trachtenpaaren aus Oberelsbach und eine Abordnung des Trachtenvereins aus Karlstadt. Stammgast ist seit Jahren der stellvertretende Vorsitzende des Gesamtrhönklubs,, Martin Kremer.

Für den guten Ton im herbstlich geschmückten Kolpingsaal sorgten auch diesmal die Schlappeflicker aus Geldersheim mit Oliver Brust. Sie benötigen keine lange Vorlaufzeit: "Was wir brauchen, ist ein Stuhl, ein Notenständer und eine Halbe Bier und los geht's". Oliver Brust packt seine Klarinette aus, spielt einmal die Tonleiter hinauf und hinunter, nimmt einen herzhaften Schluck aus dem Bierkrug und frei weg spielen die Schlappeflicker: "Und du bist halt e Lump, und du bleibst halt e Lump".

Über die Bezeichnung "Schlappeflicker", was doch wohl kein Kompliment sei, berichtet Brust amüsiert. Er habe mit Freunden seiner Oma vor Jahren zum Geburtstag ein Ständchen gebracht: "Ihr seid mir schöne Schlappeflicker", habe sich die Oma bedankt. Als Schlappeflicker sei man auch in der fränkischen Musikantenbesetzung zusammen geblieben.

Ein fränkischer Tanzabend ist für die Musikanten keine allzu leichte Aufgabe. "Alles grundehrliche Musik", sagten sie übereinstimmend. Jeder Ton müsse selbst erzeugt werden, da gibt es keine elektronischen Hilfsmittel, und nirgends sieht man einen Verstärker.

Zwischen den Touren gibt es die Figuren- und Volkstänze, den Stampfer, den Schwarzen Peter, den Schlamperer. Sie werden von Manfred und Michaela vorgetanzt. Und wenn alles geklappt hat, dürfen die Tänzer auf eine Zugabe der Musikanten hoffen, wenn nämlich vom Tanzboden her das "Zipfele" gefordert wird. Und mit einem flott gespielten Dreher bringen die Musikanten das Tanzvolk dann das ein und andere Mal zum Schwitzen.

Die Weidenberger Francaise, ein Schreittanz, darf beim Fränkischen Tanzabend nicht fehlen, er ist gerade bei der Jugend außerordentlich beliebt. Manfred Sitzmann zählt die Einzelschritte vor, gibt das Kommando für die Figuren. Und zwischendurch dürfen sich die Tanzpaare auch einmal loben. "Respekt für uns".

Aber was ist ein solcher Abend ohne kleine Überraschungen: In der Pause greift Helmut Handwerker aus Unterelsbach zu seiner Ziehharmonika und spielt das Rhönlied, das Lied vom Hammerschmied. Urplötzlich verwandelt sich das Tanzvolk zu einem echten Massenchor.

Nein, Trübsal hat an solch einem Abend keinen Platz und weit nach Mitternacht klingt es im vielstimmigem Chor und der Text des Abschiedsliedes trägt dem schönen Erlebnis voll Rechnung: "Da haben wir so manche Stund, gesessen da in froher Rund".

Alle versprechen wieder zu kommen im nächsten Jahr und so klingt es weiter: "Dass wir uns hier in diesem Tal, noch treffen so viel hundert mal".