2008-11-08 Mainpost

Nach Verhandlungen über geklauten Baum ging's rund

Da wird's eng auf der Tanzfläche: Mit der Polonaise wird jeder fränkische Tanzabend eröffnet. Die Schönauer Kermesjugend hat auch in diesem Jahr die traditionelle Kirmesveranstaltung im Schönauer Kolpingsaal wieder organisiert. Foto: Zirkelbach

SCHÖNAU (ZIR)
„Respekt“ für die Tänzer
Fränkischer Tanzabend als besonderer Höhepunkt der Schönauer Kermes

„Wem gehört die Kermes?“, so hallt es ein ums andere Mal durch den Schönauer Kolpingsaal zu Beginn des diesjährigen fränkischen Tanzabends, den die neun Schönauer Kermespaare nun bereits schon zum zwölften Mal durchführten. Der altehrwürdige Vereinssaal ist auch entsprechend in Weiß und in Blau geschmückt, der Tradition der Schönauer Kermes seit alters her entsprechend.

Oben auf der Bühne haben die Schönauer Kermesmusikanten unter der bewährten Leitung von Helmut Zirkelbach Platz genommen, sie spielen zunächst die Ehrentour für die Kermespaare, den Walzer, den Rheinländer und den Schottisch.

Die Schönauer Jugend hat mit den fränkischen Tänzen, ihren Schrittfolgen überhaupt keine Probleme, sie geben die Kunst untereinander in jedem Jahr den Jüngeren weiter, deshalb flanieren sie wie selbstverständlich über die Tanzfläche und erwarten den nächsten Einsatz der Musikanten, die dann im Laufe des Abends auch manchmal ganz schön ins Schwitzen geraten. Denn nach den drei Pflichttouren Walzer, Rheinländer und Schottisch hängt sich meist auch noch das „Züpfele“ an, ein schneller Dreher, mit richtig Schmackes gespielt und dann auch mit großem Hallo auf die Bretter gezaubert.

Oliver Brust aus Geldersheim, versierter Tanzlehrer fränkischer Tänze im bayerischen Trachtenverband, und Ute Bartenstein hatten diesmal die Tanzleitung übernommen, und sie achteten wohl darauf, dass die Volks- und Figurentänze dann auch von allen Tanzpaaren perfekt beherrscht wurden.

Am Anfang stand natürlich die Polonaise, wobei der Öwerkermesborsch Philipp Vey mit seiner Kermespartnerin Michelle Lutz das Tanzvolk anführen durfte. Bei den einzelnen Marschbildern wird besonders darauf geachtet, so Oliver Brust, dass der Kontakt untereinander schon hergestellt wird, denn bei den Figurentänzen während des Abends ist es notwendig, dass oftmals die Tanzpartner wechseln.

Da ist es zunächst die Sternpolka, der Stampfer oder es Bauernmadel, wo die Schrittfolge genau einzuhalten ist, damit sich die Paare nicht untereinander in die Quere kommen.

Oliver und Ute tanzen vor, und los geht's dann: „Bauernmadel hie und Bauermadel her“ oder „mei Schatz, des is e Schlamperer“. Diese Tänze sind so beliebt, weil sie einen Tanzabend so abwechslungsreich machen und außerdem immer wieder mit den Schrittfolgen der Grundtänze zu kombinieren sind. Dazu kommt dann noch die Mazurka, die ebenfalls den Tänzern größte Konzentration abverlangt.

Niemand hält es an den Tischen, wenn Oliver schließlich zur Weidenberger Francaise einlädt, dem Höhepunkt eines jeden fränkischen Tanzabends. Die Francaise ist ein bürgerlicher Ableger der ehemaligen höfischen Schreittänze, bei dem das Verständnis aller Tanzpaare untereinander von größter Wichtigkeit ist. Deshalb werden die einzelnen Passagen von Oliver auch angesagt.

Auch von den Musikanten wird höchste Konzentration abverlangt. Wenn alles gut geklappt hat, dürfen sich die Tanzpaare nach jedem Abschnitt auch gegenseitig beglückwünschen mit dem Ausruf: „Respekt für uns“.

Oliver Brust lobt das Engagement der Schönauer Jugend für die Tradition des fränkischen Tanzes und hebt besonders auch die Exaktheit und die Freude am Tanzen hervor. Natürlich hat sich auch der Bürgermeister unter das tanzende Volk begeben und mischt kräftig mit, denn seine beiden Töchter, selbst ehemalige Kermesmädels, haben Papa und Mama in persönlichem Tanzkurs die richtigen Schritte beigebracht.

Nach fast fünf Stunden geht auch dieser Tanzabend zu Ende, nachdem die Uhr schon längst Mitternacht angezeigt hat. Wie man sich am Anfang bei der Polonaise begrüßt hat, so ruft noch einmal Oliver alle Paare und Gäste auf die Tanzfläche. Untergehakt im großen Kreis stimmen sie in das Abschiedslied ein: „Kein schöner Land in dieser Zeit, als wie das unsere weit und breit. Wo wir uns finden, wohl unter Linden zur Abendzeit“. Damit ist auch das Versprechen gegeben, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein, wenn es zur nächsten Schönauer Kermes im kommenden Jahr heißt: „Aufstellung zur Polonaise!“

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